22.12.1927

Inbetriebnahme der Hindenburgschanze 1927

Um in Oberhof größere Sprungwettbewerbe ausrichten zu können, plante man neben der 1908 eröffneten "Kleinschanze" eine neue Anlage. Hierzu pachtete die Wintersportvereinigung Oberhof ab dem 1. Oktober 1924 eine etwa 0,5 Hektar große Waldfläche. Mit dem Bau der Sprungschanze wurde im Jahre 1925 begonnen. Eingeweiht wurde sie am 22. Dezember 1927 als Hindenburgschanze. Das internationale Eröffnungsspringen fand schließlich am 5. Februar 1928 mit den Thüringischen Meisterschaften vor etwa 30.000 Zuschauern statt. Der Norweger Sverre Jensen siegte mit dem ersten Schanzenrekord von 45 Metern. Zweiter wurde Gustav Scherschmidt aus Oberschönau mit einer Weite von 39 Metern. In den Jahren 1937 und 1938 wurde die Schanze für die NS-Winterkampfspiele umgebaut, indem sie zurückverlegt und erhöht sowie die Anlaufbahn höher gelegt wurde. Die Kosten der Umbauarbeiten beliefen sich auf etwa 31.000 Reichsmark. Die Schanze ermöglichte danach Weiten um 65 Meter. Nach den Thüringischen Skimeisterschaften im Jahr 1941 fanden in Oberhof keine Sportveranstaltungen mehr statt. Immer mehr Kriegsverwundete kamen bis 1945 in die dortigen Lazarette.
  
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Schanze in „Thüringenschanze“ umbenannt. Durch die mehrjährige Ruhephase war die Schanze baufällig geworden. Einwohner von Oberhof hatten die Bretterbeläge des Anlaufturms als Brennholz verwendet. Vom 11. bis 15. Februar 1949 fanden die sehr aufwendig organisierten 1. Meisterschaften der sowjetischen Besatzungszone im Wintersport, die sogenannte Ostzonenmeisterschaft, mit 450 Teilnehmern statt. Nach der Weltmeisterschaft 1931 war dies die größte sportliche Veranstaltung in Oberhof. Anwesend waren mit Wilhelm Pieck, Walter Ulbricht, Otto Grotewohl und Erich Honecker die führenden Politiker der sowjetischen Besatzungszone sowie Vertreter der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland.
 
In den Jahren 1950 und 1951 wurde die Schanze grundlegend instand gesetzt und ein mehrstöckiger Kampfrichterturm errichtet. Das Schanzenprofil wurde mehrmals verändert, so dass später Weiten um 80 Meter möglich waren. Von 1951 bis 1956 fanden dort jeweils im Februar die DDR-Skimeisterschaften in den nordischen Skidisziplinen statt. Zu den Skimeisterschaften vom 11. bis 18. Februar 1951 kamen an einem Wochenende 120.000 Zuschauer, die unter anderem mit 48 Sonderzügen anreisten. Die Gemeinde Oberhof war mit den enormen Zuschauermassen überfordert, sämtliche Hotels und Heime waren ausgebucht. Daraufhin beschloss die SED-Führung in Berlin, dass fortan nicht mehr als 60.000 Zuschauer zugelassen werden durften. Auf der Schanzenanlage fanden zahlreiche internationale Wettkämpfe statt, doch mit der Eröffnung der Großschanze im Kanzlersgrund 1962 (Schanzenanlage im Kanzlersgrund) wurde sie hauptsächlich "nur noch" für Trainingszwecke genutzt.

Akrobaten der Lüfte: Am Oberhofer Wadeberg entwickelte sich mehr und mehr die Skisprung-Begeisterung.