Sportstätten

Schanzenanlage am Wadeberg

Beschreibung

Die allererste Schanze – die spätere Jugendschanze (K 66) – am Oberhofer Wadeberg wurde bereits im Jahr 1908 errichtet und zählt zu den ältesten Anlagen deutschlandweit. Für die Nachwuchsförderung wurde die Anlage um zwei Schülerschanzen (K48 und K34) am Gegenhang sowie eine K-13-Kinderschanze erweitert. Zwischen der Kinderschanze und der Jugendschanze lag zudem die 1986 abgerissene Thüringenschanze (K 82), die bis 1945 den Namen "Hindenburgschanze" trug.

Die Holzschanzen am Wadeberg – die allein zu den DDR-Meisterschaften im Februar 1951 über 120.000 Zuschauer nach Oberhof lockten – sind mittlerweile nicht mehr zu bestaunen. Mit der K 66 wurde im Frühjahr 2017 die letzte der legendären Anlagen abgerissen.

Der Neubau der Jugendschanze am Wadeberg (HS 70) wurde nach lediglich acht Monaten Bauzeit planmäßig Mitte Dezember 2018 abgeschlossen und für den Winterbetrieb freigegeben. Im Frühjahr 2019 folgt die Verlegung der Aufsprunghang-Matten, um eine moderne ganzjährige Trainingsanlage anbieten zu können. Die Jugendschanze gilt als wichtiges Bindeglied zwischen den kleinen Schanzen in den Vereinen und dem Oberhofer Sportgymnasium (Leistungssport).


TECHNISCHE DATEN

Jugendschanze HS 70 (Neubau)

  • K-Punkt: 64 m
  • Jury-Weite: 70 m
  • Tischwinkel: 10,7°
  • Aufsprungwinkel: 34,5°
  • Anlauflänge: 76,32 m
  • Baujahr: 2018/2019

Die erste Schanze am Wadeberg – die spätere Jugendschanze – wurde im Jahre 1908 von dem Norweger Rolf W. Thune errichtet und ermöglichte Weiten von über 25 Metern. Damit zählt sie zu den ältesten Anlagen in Deutschland. Auf der Schanze mit Naturanlauf fanden bis Mitte der 1925er Jahre mehrere Deutsche und Thüringer Meisterschaften statt. Anfang der 1920er Jahre lag der Schanzenrekord bei 27,5 Meter.

Um in Oberhof jedoch größere Sprungwettbewerbe ausrichten zu können, plante man eine neue Schanze. Hierzu pachtete die Wintersportvereinigung Oberhof ab 1. Oktober 1924 eine etwa 0,5 Hektar große Waldfläche. Mit dem Bau der Sprungschanze wurde im Jahre 1925 begonnen. Eingeweiht wurde sie am 22. Dezember 1927 als Hindenburgschanze. Das internationale Eröffnungsspringen fand schließlich am 5. Februar 1928 mit den Thüringischen Meisterschaften vor etwa 30.000 Zuschauern statt. Der Norweger Sverre Jensen siegte mit dem ersten Schanzenrekord von 45 Metern. Zweiter wurde Gustav Scherschmidt aus Oberschönau mit einer Weite von 39 Metern. In den Jahren 1937 und 1938 wurde die Schanze für die NS-Winterkampfspiele umgebaut, indem sie zurückverlegt und erhöht sowie die Anlaufbahn höher gelegt wurde. Die Kosten der Umbauarbeiten beliefen sich auf etwa 31.000 Reichsmark. Die Schanze ermöglichte danach Weiten um 65 Meter. Nach den Thüringischen Skimeisterschaften im Jahr 1941 fanden in Oberhof keine Sportveranstaltungen mehr statt. Immer mehr Kriegsverwundete kamen bis 1945 in die dortigen Lazarette.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Schanze in „Thüringenschanze“ umbenannt. Durch die mehrjährige Ruhephase war die Schanze baufällig geworden. Einwohner von Oberhof hatten die Bretterbeläge des Anlaufturms als Brennholz verwendet. Vom 11. bis 15. Februar 1949 fanden die sehr aufwendig organisierten 1. Meisterschaften der sowjetischen Besatzungszone im Wintersport, die sogenannte Ostzonenmeisterschaft, mit 450 Teilnehmern statt. Nach der Weltmeisterschaft 1931 war dies die größte sportliche Veranstaltung in Oberhof. Anwesend waren mit Wilhelm Pieck, Walter Ulbricht, Otto Grotewohl und Erich Honecker die führenden Politiker der sowjetischen Besatzungszone sowie Vertreter der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland.

In den Jahren 1950 und 1951 wurde die Schanze grundlegend instand gesetzt und ein mehrstöckiger Kampfrichterturm errichtet. Das Schanzenprofil wurde mehrmals verändert, so dass später Weiten um 80 Meter möglich waren. Von 1951 bis 1956 fanden dort jeweils im Februar die DDR-Skimeisterschaften in den nordischen Skidisziplinen statt. Zu den Skimeisterschaften vom 11. bis 18. Februar 1951 kamen an einem Wochenende 120.000 Zuschauer, die unter anderem mit 48 Sonderzügen anreisten. Die Gemeinde Oberhof war mit den enormen Zuschauermassen überfordert, sämtliche Hotels und Heime waren ausgebucht. Daraufhin beschloss die SED-Führung in Berlin, dass fortan nicht mehr als 60.000 Zuschauer zugelassen werden durften. Auf der Schanzenanlage fanden zahlreiche internationale Wettkämpfe statt, doch mit der Eröffnung der Schanze am Rennsteig 1961 (Schanzenanlage im Kanzlersgrund) wurde sie hauptsächlich für Trainingszwecke genutzt.

1954 wurde die „Thüringenschanze“ zudem mit Matten belegt. Auf ihr fand das erste Mattenspringen der Welt statt. Erfinder der Plastikmatten war DDR-Nationaltrainer Hans Renner  (Zella-Mehlis), nach dem die heutige Großschanze (HS 140) im Kanzlersgrund benannt ist. 

1977 wurden bei einer Überprüfung der wichtigsten DDR-Schanzen Mängel an der Thüringenschanze festgestellt. Zu den 15. Oberhofer Skispielen sprang der 16-jährige Jens Weißflog aus Oberwiesenthal im Februar 1981 mit 83,5 Metern den letzten Schanzenrekord. Nach dem Bau der Normalschanze (K 90) im Kanzlersgrund wurde Mitte der 1980er Jahre auch das Sprungtraining auf der Thüringenschanze eingestellt. 1986 begann mit dem Abriss des Holzanlaufturmes der Rückbau der Anlage.

Gegenüber der alten Thüringenschanze sowie Jugendschanze standen zudem die beiden Matten-Schülerschanzen K48 und K34. Die Kinderschanze K13 komplettierte das Quintett.

Die legendären Holzschanzen am Wadeberg wurden mittlerweile aus Sicherheitsgründen komplett abgerissen. Mit der Jugendschanze K 66 wurde im Frühjahr 2017 die letzte der Anlagen abgerissen. Der Neubau der Jugendschanze am Wadeberg (HS 70) wurde nach lediglich acht Monaten Bauzeit Mitte Dezember 2018 abgeschlossen, zertifiziert und für den Winterbetrieb freigegeben. Der erste internationale Wettkampf konnte am 27. September 2019 mit dem Youth Cup im Rahmen des Sommer Grand Prix der Nordischen Kombination erfolgreich umgesetzt werden. Über 120 Springerinnen und Springer aus 16 Nationen nahmen am renommierten Nachwuchs-Wettkampf teil.

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